Archiv für 29. Juli 2010

Theos Aldi

29. Juli 2010

Der drittreichste Kapitalist Deutschlands hat sich in die ewigen Profitgründe verkrümelt.

In allen Qualitätsmedien werden von Qualitätsjournalisten hochpeinliche Trauerreden gehalten.

Aldi-Werbepartner BILD schreibt:

Deutschland hat eine Ikone verloren.

Heute verabschiedeten sich die Mitarbeiter von Aldi-Nord von Albrecht in einer bewegenden Todes-Anzeige.

Hmmm….

Ich habe mir diese Todesanzeige (eher eine Ansammlung typischer Kapitalisten-Legenden) angesehen…aber von „Mitarbeitern“ war dort nichts zu finden.

Die Aldi-Todesanzeige trägt die Unterschrift:

Gesellschafter, Verwaltungsrat und Geschäftsführungen

Wenn die „Aldi-Mitarbeiter“ laut BILD Gesellschafter, Verwaltungsräte und Geschäftsführungen sind…dann müsste Aldi Nord doch eigentlich ein kommunistisches Unternehmen sein, oder?

Hab ich was verpasst?

Naja…es könnte auch sein, dass BILD mal wieder nur jene als „Arbeiter“ akzeptiert, welche keine Angst vor HartzIV, wohl aber vor einer Vermögenssteuer haben.

Denn bekanntlich träfe eine „Börsenumsatzsteuier“ vor allem „die Kleinsparer, welche ihre mühsam erwirtschafteten Ersparnisse an den Finanzmärkten vermehren wollen…

(Ok…nicht von mir…von Westerwelle im BILD-Interview)

Der Wahrheitsgehalt dieser Theo-Huldigung entspricht in etwa dem Niveau der BILD.

Allein die Aussage, die Albrechts wären als „klassische Kaufmänner“ zu einem reinen Privatvermögen von mehr als 35 Mrd Euro gekommen ist grober Unfug.

Das hier gelobte „Geschäftsmodell Aldi“ basierte stets nach den Prinzipien ungehemmter Ausbeutung nach allen Seiten.

Angefangen natürlich bei den eigenen Mitarbeitern, über den Preisdruck bei den Lieferanten bis hin zu jenen Menschen, welche für den Konzern Märkte und Lagerhallen bauen mussten.

Auch da gilt stets: Je niedriger der Preis, umso reicher der Theo!

Ich klau mal beim Egon:

Theo Albrecht ist alleiniger Eigentümer von 14,4 Milliarden Euro. Wer Woche für Woche Lotto spielt, und glaubt, nach einem Millionengewinn unermesslich reich zu sein, muss sich vor Scham verstecken, wenn ihm aufgeht, dass er 144 Jahre lang – Woche für Woche – zwei Millionen Euro im Lotto gewinnen müsste, um wenigstens so reich zu sein, wie der ärmere der Aldi-Brüder.

Ein marktbeherrschendes Handelsunternehmen kann seinen Lieferanten die Einkaufspreise diktieren. Der Produzent hat ja sonst keinen Abnehmer. Wenn der Großabnehmer pokert, kann der Produzent entweder klein beigeben oder Insolvenz anmelden.

Die Folge ist, dass Kalkulation und Preisbildung des marktbeherrschenden Unternehmens im festen Bezugsrahmen der Konsumenten den Eindruck erwecken, es läge ein besonders preiswertes und faires Angebot vor.

Dabei kann das marktbeherrschende Unternehmen die niedrigen Preise nur deswegen anbieten, weil es gleichzeitig dem Markt in ganz erheblichem Maße Kaufkraft vorenthält.

Je rigoroser die Einkaufspreise gedrückt werden, je weiter die eigenen Beschäftigten und die Beschäftigten der Lieferanten zu Lohnverzicht gezwungen und in die Arbeitslosigkeit gedrängt werden, desto größer werden, trotz immer noch sinkender Verkaufspreise, die Gewinne.

Wenn nun die Konkurrenz ihrerseits versuchen muss, die Preise zu senken, um den Umsatz und damit die Basis für den Gewinn nicht zu verlieren, muss auch sie die im Markt verfügbare Kaufkraft noch weiter beschneiden.

(geklaut aus „Was wären Sozialhilfeempfänger ohne die Milliardäre?“ von Egon W. Kreutzer)

Ich habe selbst vor vielen vielen Jahren als Leiharbeiter ein Aldi-TK-Lagerhaus im Saarland mit-gebaut.

Dort traf ich ausschließlich Baufirmen, die selbst schon am Ende waren.

Erzählt wurde mir von verschiedenen Bauleuten, dass der Aldi-Konzern zu den miesesten Auftraggebern Deutschlands gehört.

Keine Bauabnahme findet ohne Anwälte statt, welche noch vor Ort den vereinbarten Preis mit allerlei Raffinessen um mindestens 30% drücken wollen.

Wer nicht sofort mit diesem Preisdumping einverstanden ist, wird solange mit windigen Mängelklagen hingehalten, bis ihn die wirtschaftliche Not zwingt, auf die Hälfte des Rechnungspreises zu verzichten.

Allein die marktbeherrschende Stellung des Aldi-Konzerns konnte bisher wirkungsvoll verhindern, dass über Aldi genauso berichtet wurde wie über Lidl.

Zu den typischen Aldi-Praktiken gegenüber den eigenen Mitarbeitern gehören:

Mobbing gegenüber Gewerkschaftern

konzerneigene Betriebräte (wenn überhaupt)

„freiwilliger Verzicht“ auf Bezahlung von Überstunden

ebenso „freiwillig“ haben Aldi-Mitarbeiter auf Krankschreibungen, Mutterschaftsurlaub oder auch reguläre Frei-Tage zu verzichten

Der Kieler Arbeitsrechtler Eckhard Harbs, welcher regelmäßig Aldi-Beschäftigte bei Klagen gegen den Konzern vertritt:

„Aldi missachtet systematisch grundlegende Arbeitnehmerrechte“

„Es herrscht ein System aus Angst und Schrecken.“

„Das Verhalten der Geschäftsleitung erfüllt den Tatbestand der Nötigung“

(uralter Spiegel-Artikel vom Oktober 2009)

Auch die Stuttgarter Zeitung hat sich schon mit der Problematik befasst, warum man bei Lidl hingeschaut hat, bei Aldi aber nicht:

Dass nicht Marktführer Aldi, sondern die Nummer zwei im Markt, Lidl, Zielscheibe der Kritik wird, könnte einen ganz einfachen taktischen Grund haben. Aldi hat ein so hohes Verbrauchervertrauen erworben, dass die Kunden möglicherweise für massive Kritik an ihrer Einkaufstätte Nummer eins nicht empfänglich wären.

Die Macht des Kapitals…

Wie wird man denn nun mehrfacher Multimilliardär?

Die Firma spart sich die Bezahlung der Arbeitszeit.

Merke:

Reichtum entsteht durch Wucher und Betrug. Anders kann man nicht reich werden. Mit ehrlicher Arbeit schon garnicht.

Wenn die reichsten Deutschen (Aldi-Albrecht und Lidl-Schwarz) ihre kaum erfassbaren Vermögen als Discounter-Eigentümer gerafft haben…kann man deren Angebote dann eigentlich noch als „preiswert“ bezeichnen?

Wären sie zu Multimilliardären geworden, wenn sie „ehrliche Kaufleute“ wären?

PS: Aldi-Konzern und Lidl-Konzern gehört übrigens Stiftungen zwecks Steuervermeidung.

Abgeguckt von Bertelsmann…