Archiv für Februar 2009

Mißfelders WELT

24. Februar 2009

Ich hatte eigentlich nicht vor, mich weiter mit dem Dummschwätzer und Rechtspopulisten Mißfelder zu befassen.

eigentlich…

Doch beim täglichen Stöbern in den reaktionären Medien der Meinungsfabrikanten war mir der Einsatz des Springer-Blattes WELT für die ideologische Heiligssprechung des dummen August Philipp der CDU dann doch zu auffallend.

Man könnte glatt glauben, es würden 2009 irgendwelche Wahlen stattfinden und Konzernherrin Friede Springer hätte befohlen, die Meinung der Wähler zu Gunsten der marktradikalen Asozialen zu manipulieren. Was natürlich nicht sein kann…wir wissen doch alle, das die Deregulierung „der Märkte“ aller Art sowie zahlreiche Reformen zur Vernichtung des Sozialstaates allgemeinen Wohlstand und Glückseeligkeit übers deutsche Volk gebracht haben. Nur Dank der vielen Reformen „zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit“ der gemeinnützigen Industrie- und Finanzkonzerne sind wir heute weit davon entfernt, an Krisen oder ähnliche Probleme zu denken. 😉

Natürlich weiß man auch in den Springer-Redaktionen, dass die Reichen und Mächtigen dringend auf den Bestand der Großen Koalition mit den Marionetten Merkel und Müntefering angewiesen sind. Der CDU sagt man (warum eigentlich?) „wirtschaftliche Kompetenz“ nach und die sog. SPD soll auch weiter als (a)soziales Feigenblatt dienen.

Auf in den Wahlkampf!

Mißfelders Ausspruch beim Frühshoppen-Trinkgelage zur Ankurbelung der Spirituosenindustrie über versoffene Hartz4-Empfänger sorgte für helle Empörung. Angesichts der herrschenden Schieflagen in Deutschland konnte er damit aber nicht die breite Zustimmung erinfangen, wie es der BILD mit „Florida-Rolf“ seinerzeit gelang.

Um diesem Mißstand zu begegnen, warf sich der rechte WELT Chefideologe Chefredakteur Ulf Poschardt wieder in seine Ritterrüstung und nimmt den Kampf auf für mehr soziale Gerechtigkeit zu Gunsten der halbverhungerten Spitzensteuersatz-Zahler.

In einem Chefredakteur-Kommentar erklärt Poschardt: „Warum sich Mißfelder nicht entschuldigen sollte

Es spricht für die wirtschaftliche Vernunft der Union wie von Philipp Mißfelder, Marktlücken zu erkennen und zu nutzen.

War ja klar, das man bei Springers Welt für Meinungen und Meinungsäußerungen immer einen „Markt“ findet…mit Meinungsmarktlücken, Meinungsverkäufern und Meinungskonsumenten…

Anders als Sarrazin rutschte Mißfelder die Provokation eher heraus, als dass er sie aus Daffke formulierte.

Klassisches neoliberales Eigentor! Während der böse „Sozialdemokrat“ in voller Absicht und gezielt gegen Arbeitslose aufhetzte, war es beim „Christdemokraten“ nur ein Versehen…ein Ausrutscher.

Aaaaber: Wenn jemand ungezwungen und ungefragt solche Äußerungen tätigt wie Mißfelder beim Frühshoppen-Saufgelage…stellt er damit nicht eher unter Beweis, was sein krankes Hirn für „normal“ hält? Philipp der Dumme hat nicht etwa angesichts einer Fernsehkamera überlegt „Wie kann ich den Sozialschmarotzern einen verbalen Kinnhaken verpassen?“, sondern er sagte ungezwungen das, was alle in seinem Umfeld auch denken. Der Ausrutscher ist nicht die Äußerung sondern eher die Tatsache, das Leute wie Mißfelder keine Angst vor 5 Jahren Knast wegen Volksverhetzung zu haben brauchen.

Man darf in Deutschland viel: Arbeit verweigern

Seit wann das, werter Herr Poschardt? In welchem Paralleluniversum waren Sie, als Peter Hartz den Sozialstaat samt Grundgesetz für Arbeitlose abschaffte? Wer Arbeit (zu welchen Bedingungen auch immer) verweigert, wird gnadenlos mit Hungersnot bestraft. So steht es im SGB2-Gesetz.

und auf mehr Sozialleistungen klagen;

Achja? Dazu müsste man erstmal 75 Euro „Eintrittgeld“ fürs Sozialgericht übrig haben (immerhin 20% des Regelsatzes!) und dann auch noch einen Richter finden, welcher Prozesskostenbeihilfe bewilligt. Aber das kommt praktisch nicht vor, da die Sozialleistungen gesetzlich genau vorgeschrieben sind. Da nützt auch der aus Spenden finanzierte Gang vor das Bundesverfassungsgericht nichts.

jammern, wenn nicht auch der neue Flachbildschirm vom Sozialamt gezahlt wird;

Ausgerechnet Poschardt regt sich übers Jammern anderer Leute auf! 😀

Warum beschwert er sich nicht über das geheuchelte Jammern der „Reformer“ über die von ihnen verursachte Kinderarmut? Jemand sollte Poschardt mal sagen, das Hartz4-Empfänger täglich über vielfachen Mangel an Dingen klagen, welche für Dummschwätzer wie ihn selbstverständlich sind: das Bezahlen der Stromrechnung, das Organisieren von billigen Lebensmitteln, das Schlangestehen bei den Tafeln, Sanktionswillkür der BILD-lesenden Fallmanager usw…

man darf Steuerzahler verachten, auch wenn die eigene Familie in der dritten Generation von Transfers lebt und keine Anstalten macht, dies zu ändern.

Wer macht sowas? Personen dieser Art sind bisher nur als bezahlte Provokateure in BILD, RTL und bei Christiansen aufgetaucht. Genauso wie sich Multimillionär Ackermann schämen würde, Geld vom Staat anzunehmen, schämen sich Multimillionen Menschen ihrer Abhängigkeit von staatlichen Almosen und den Steuern derer, die (noch) Arbeit haben.

Warum nur wird nie die Dunkelziffer derer genannt, welche nur deshalb keine Sozialleisungen beziehen, weil sie sich zu sehr schämen? Vor allem bei Armutsrentnern ist es ein großes Problem, das sie „freiwillig“ auf zusätzliche Unterstützung durch die „Grundsicherung“ verzichten. Kein Wunder…wird ihnen doch von den „Leistungsträgern“ via BILD, WELT & Co täglich eingeredet, sie würden „auf Kosten der jüngeren Generation“ leben. Aber für dieses Gesellschaftliche Problem gibt es bei Springers Friede keinen Platz.

Wer das aber so freiheraus anspricht, gilt als kaltherzig, latent antisozial und weitgehend chancenlos in einer eher gemütlich angelegten Bundesrepublik.

Eher gemütlich angelegten Bundesrepublik“? Poschardt hat echt nicht mehr alle Nudeln in der Suppe! Gemütlich geht dieser Staat nachweislich mit schwerreichen Steuerhinterziehern um und nicht mit Alg2-Empfängern. Deren Alltag besitzt nicht einmal den Schutz des Grundgesetzes. Und „Gemütlichkeit“ wird täglich von diversen Mißfeldern und Poschardts mit verbaler Gewalt bekämpft.

Wenn diese Hetzer Erfolg haben, trauen sich Arbeitslose bald nur noch im Schutz der Dunkelheit auf die Straße, um nicht von „ehrlichen Steuerzahlern“ gejagt und verprügelt zu werden.

Der Weg bis zum gut sichtbaren logo-arge auf der Kleidung von Hartz IV-Empfängern ist kurz…sehr kurz!

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jenes Füllhorn von Geld- und Warenleistungen, das Nichtqualifizierten kaum Anreize bietet, Arbeit anzunehmen, die bestenfalls genauso viel einbringt wie der bequeme Weg zu den Behörden.

Das ist er wieder, der Sozialneid der Spitzenbezahlten. Und die Liste der typischen Reformer-Legenden. Dabei weiß Poschardt trotz seiner nachgewiesenen Realitätsabstinenz, das es kein „Füllhorn“, sondern gesetzlich reglementierte Geldleistungen zu 20% unterhalb des früheren Sozialhilfesatzes für Alg2-Opfer gibt.

Die „Warenleistungen“ wurden bereits vor 5 Jahren abgeschafft, du widerliches Hetzmaul!

Der Anteil der „Nichtqualifizierten (also ohne Berufsausbildung) beträgt übrigens nur etwa 15% an „Erwerbsfähigen“ aus früherer Sozialhilfe oder eben auch nach Beendigung der Schule ohne anschließede Berufsausbildung.

Aber der Zwang zur „Arbeit zum Hungerlohn“ gilt bekanntlich für alle, auch für jene 85% mit einer oder mehreren Berufsausbildungen. Auch für jene faulen Sozialschmarotzer, welche gestern noch für 5,62 Euro/h (brutto) täglich 10 Stunden lang an den Fließbändern der WELT-Werbekunden Porsche, Mercedes und BMW gestanden haben.

Aber Poschardt wäre nicht beim Springer, wenn er nicht auch einen „sozialdemokratischen Kronzeugen“ für die Wahrhaftigkeit des Mißfelder anbieten könnte:

Bei Eltern mit sehr geringer sozialer Kompetenz werde das Geld für alles Mögliche verwandt, nur nicht für die Kinder, sagte der Berliner SPD-Politiker Buschkowsky im Deutschlandradio. „Kinder haben oft die teuersten Handys und den besten MP3-Player, aber kein Butterbrot in der Tasche, wenn sie zur Schule kommen“, sagte der Bürgermeister des Problem-Bezirks Neukölln.

Wer zur Hölle ist dieser Buschkowsky nun schon wieder? Ein Berliner Stadtteil-Bürgermeister, welcher jeden Morgen Handy- und mp3-Player-Kontrollen an den Schulen durchführt?

Welche Diplome in „sozialer Kompetenz“ hat dieser Herr selbst? Etwa welche von Clement und Schröder? Oder von Mißfelder, Söder und BILD?

Eine fragwürdige Zeitung, die „WELT“ der Multimillionärin Friede Springer…